Inzwischen war auch die Frage geklärt, wie das mit den Besitz- und Machtverhältnissen in Linden aussehen sollte. Die adlige Familie derer von Alten bekam Grund, Boden und die Bauern noch dazu. Die waren zu Hand- und Spanndiensten für den Adel verpflichtet und mußten auch noch einen Teil ihrer landwirtschaftlichen Erträge abführen. Damit das klappte, erhielten die von Altens Gerichtsbefugnisse. Wer nicht spurte wurde verurteilt und im sogenannten Hundeloch eingeknastet. Reste des Gefängnisses kann man noch neben der Martinskirche erkennen.
Und die Bauern? Die hatten wenig zu lachen. Vielleicht ernannten sie deshalb den Dämlichsten unter sich zum Dorftrottel. Der rannte nachts um die Kirche und schrie aus Leibeskräften: „Linden muß mit Hannover vereinigt werden!“ Kein Mensch mit Verstand nahm ihn ernst. Nur die Herrschaften von Alten ließen am Schwarzen Bären eine Brücke über die Ihme bauen, um schneller Land gewinnen zu können, wenn es denn mal nötig würde.
Die Hannoveraner konterten eiskalt. Gegen 1300 bauten sie eine Stadtmauer um ihre Gemeinde und verwendeten als sichtbares Zeichen Kalkstein vom Lindener Berg. Von da an waren die Lindener „Butjer“, weil sie von buten (draußen) kamen.
Die nächsten paar Jahrhunderte passierte nicht viel. Die Bauern bauerten und hungerten sich so durch – der Adel adelte und schwamm im Fett. Dass man ihn so auch braten könnte, fiel den Untertanen erst später ein. Allerdings nicht in Linden.
Doch auch hier stutzten die Menschen, als sie eines Sonntags zum Gottesdienst bei St. Martin erschienen. Der Geistliche strahlte über alle Backen und verkündete:
„Zwei wichtige Neuigkeiten, welche wollt ihr zuerst hören?“
Natürlich entschied man sich für die Zweite, weil der Gottesmann bekanntermaßen viel Anlauf brauchte, um zum Wesentlichen zu kommen.
Aus dem Buch „Linden – Eine wahnsinnige Geschichte“ des kürzlich verstorbenen Autors Hans-Jörg Hennecke
Das Buch, ein Klassiker, ist leider auch in der zweiten Auflage vergriffen.